Meilensteine GGZ@Work
In den 1990er-Jahren stiegen die Sozialhilfekosten im Kanton Zug aufgrund der zunehmenden Langzeitarbeitslosigkeit stark an. Es wurde erkannt, dass Sozialhilfe ohne Gegenleistung keine nachhaltige Verbesserung für die Betroffenen bewirkte. Um der Krise entgegenzuwirken, ergriff der Kanton Zug verschiedene Massnahmen zur Wiedereingliederung von Arbeitslosen. Dennoch waren weitere Schritte erforderlich, weshalb die Zuger Job-Börse und die GGZ Arbeitsprojekte ins Leben gerufen wurden – befristete Angebote für ausgesteuerte Sozialhilfeempfänger:innen.
1995: Gründung der «Zuger Job-Börse»
1994 wurde die GGZ vom Kanton Zug angefragt, die Trägerschaft der Zuger Job-Börse zu übernehmen. In der Folge gründete die GGZ 1995 die erste Non-Profit-Temporärarbeitsvermittlungsstelle im Kanton. In einem sich wandelnden Umfeld mit neu entstehenden Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) bot die Zuger Job-Börse arbeitslosen Menschen temporäre Einsätze an – insbesondere jenen mit besonderen Herausforderungen. Sie unterstützte damit deren Wiedereinstieg in die Arbeitswelt. Dies markierte den Auftakt zahlreicher Arbeitsintegrationsprojekte zur Förderung der beruflichen und sozialen Eingliederung benachteiligter Personen.

1997-2000: Aufbau GGZ Arbeitsprojekte
1997 übernahm die GGZ auf Wunsch der Gemeinde Baar die Trägerschaft für den Recycling-Service Baar und den Bauteil-Laden Zug. Der Recycling-Service startete mit dem «Rösslitram» und erweiterte sein Angebot später um die Fraktionierung von Ton- und Datenträgern sowie Landschaftspflegeeinsätze. Der Bauteil-Laden verkaufte sorgfältig geprüfte Küchen-, Sanitär- und Elektrogeräte aus Umbauten und Renovationen – wie auch heute noch im LADEN 2. Das Laden-Team engagierte sich darüber hinaus in gemeinnützigen Projekten. Dazu gehörte unter anderem der Umbau der Yellow-Lagerhalle, die Ufergestaltung im Strandbad Zug mit dem Künstler Tadashi Kawamata sowie der Bühnenaufbau für SWISSAID.
Das wachsende Interesse von Zuger Gemeinden an Integrationsangeboten führte 1998 zur Erweiterung der Arbeitsprojekte. Die YELLOW, das ehemalige Motorschiff MS Schwyz, wurde 1997 mit Unterstützung zahlreicher Sponsoren erworben und ging 1998 als Zuger Lagerschiff in Betrieb. Sie bot Schulen, Gruppen und Privatpersonen die einzigartige Möglichkeit, an Bord zu übernachten und Ausflüge auf dem Zugersee zu unternehmen. Die Projektteilnehmer:innen übernehmen dabei Unterhaltsarbeiten, Matrosendienste, Reinigung und Verpflegung.
Das GGZ Serviceteam in Zug und Steinhausen war vielseitig im Einsatz – von der Schulhausreinigung und Landschaftspflege über die saisonale Bootsvermietung WAR bis hin zu Verpackungsarbeiten, Holzverarbeitung und Bücherrecycling. Der GGZ Büroservice ermöglichte sozialhilfeempfangenden Personen befristete Einsätze im kaufmännischen Bereich, vor allem im Dienst für Non-Profit-Organisationen.
Im Jahr 2000 wurde auf der YELLOW die Gassenküche eröffnet – ein Pilotprojekt der Gassenarbeit Zug als soziales Angebot für Menschen in schwierigen Lebenslagen.
2001-2002: Konsolidierung und Start Berufsintegration
Die Anfangsjahre der GGZ Arbeitsprojekte waren von einem dynamischen Aufbau geprägt. 2001 markierte ein Jahr der Konsolidierung: Auf Grundlage eines Kantonsratsbeschlusses wurden die Projekte weitergeführt und die Fachstelle Berufsintegration ins Leben gerufen. Die Angebote wurden auf weitere Zielgruppen ausgeweitet, darunter auch geflüchtete Menschen. 2002 nahm die Fachstelle Berufsintegration ihre Arbeit auf und führte fachliche Abklärungen zur beruflichen Integration durch. Gleichzeitig wurde das Pilotprojekt Gassenküche übernommen und als «Mittagsbeiz» weitergeführt, um ein breiteres Publikum anzusprechen. Aufgrund der angespannten Wirtschaftslage stieg die Zahl der Besucher:innen deutlich an.

2004-2008: Vernetzung und Stärkung der Identität
2004 erhielten die GGZ Arbeitsprojekte die ISO 9001:2000-Zertifizierung, was ihre Effizienz und Qualität auszeichnete. Die Lebensmittelabgabestelle «Tischlein deck dich» wurde 2003 im damaligen Chaotikum eröffnet und 2005 nach Baar verlegt. Bis 2024 wurde es von GGZ@Work weitergeführt, um armutsbetroffene Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. Anfangs nahmen etwa 15 Personen das Angebot in Anspruch, am Ende waren es rund 100 Kund:innen.
Im Rahmen der Erweiterung des Dienstleistungsangebots der Berufsintegration nahm 2007 die neu gegründete IIZ-Koordinationsstelle ihre Arbeit auf. Ihr Ziel war es, die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Sozialdiensten, RAV und weiteren Institutionen zu fördern.
2008 erfolgte die Umbenennung der GGZ Arbeitsprojekte in «GGZ@Work», um die externe Wahrnehmung zu stärken und die Identifikation mit den Projekten zu erhöhen.
2009: Übernahme Jugendbeiz und 125 Jahre GGZ
Ab Januar 2009 übernahm GGZ@Work im Auftrag der Stadt Zug die Verantwortung für die Jugendbeiz «Podium 41» und führt sie seitdem als offenen Treffpunkt ohne Konsumationszwang. Im September 2009 feierten die GGZ@Work Betriebe das 125-jährige Bestehen der GGZ. Gegründet 1884, ist die GGZ eine traditionsreiche Institution im Kanton Zug, die Verantwortung für zahlreiche soziale, kulturelle und gesundheitliche Projekte übernimmt. Sie arbeitet eng mit dem Kanton und den Gemeinden zusammen, um das Wohl der Region zu fördern.

2010-2013: Strukturelle Anpassungen
Im Rahmen einer Verschlankung der GGZ-Organisationsstruktur übernahmen neu die Geschäftsführer:innen der Institutionen die operative Leitung, während die strategische Aufsicht bei GGZ blieb. Dazu wurden neue Leistungsvereinbarungen mit allen Gemeinden abgeschlossen, der Ferienpass für Zuger Schulkinder in die Struktur von GGZ@Work integriert, die Website neu gestaltet und ein modernes Auftragsbearbeitungssystem eingeführt.
2015-2018: Unterstützung für Jugendliche und Geflüchtete
Im Jahr 2015 wurde das Pilotprojekt «Job Caddie» eingeführt, um Jugendliche mit Schwierigkeiten in der Lehre zu unterstützen. Das «Podium 41» konnte nach einer erfolgreichen Abstimmung als wichtiger Treffpunkt in Zug erhalten bleiben. Zudem wurden die Angebote der Arbeitsintegration optimiert, was zu einer höheren Zahl erfolgreicher Vermittlungen führte.
2018 wurde «Job Caddie» nach einer erfolgreichen Pilotphase dauerhaft eingeführt, und GGZ@Work übernahm das Projekt «Forsteinsätze Asyl» des Bundeszentrums Gubel im Auftrag des Kantons.
2019-2020: Positive Arbeitsmarktentwicklung und Jubiläum
Mit der Verbesserung der Arbeitsmarktlage fanden Langzeitstellenlose und Migrant:innen vermehrt Anstellungsmöglichkeiten, was zu einem Rückgang der Klient:innenzahlen führte. Im Jahr 2020 feierte GGZ@Work ihr 25-jähriges Bestehen. Parallel dazu leitete die Institution eine strategische Neuausrichtung ein: Die Vorbereitungen für den geplanten neuen Standort im Göbli begannen, begleitet von einer gezielten Anpassung der Organisationsstruktur.
2021: Führungswechsel und neuer Standort
Ende 2021 verabschiedete sich Carl Utiger nach 26 Jahren erfolgreicher Leitung von GGZ@Work in den Ruhestand, und Markus Fueter trat die Nachfolge als Geschäftsführer an. Im März 2021 wurde der Grundstein für das neue Recyclingcenter in Zug gelegt, das Ökihof, Brockenhaus und GGZ@Work unter einem Dach vereint.

2022: Erfolgreiches Engagement trotz Herausforderungen
Am 10. Dezember 2022 wurde der neue Standort feierlich eröffnet. Der Umzug ermöglichte eine optimierte interne Struktur sowie verbesserte betriebliche Abläufe. Gleichzeitig wurde das Angebot zur «beruflichen und sozialen Integration» eingeführt, und die Arbeitsintegrationsplätze durch zusätzliche Branchenfelder gezielt erweitert. Trotz der rückläufigen Klient:innenzahlen infolge der hohen Arbeitsmarktauslastung bleibt GGZ@Work weiterhin handlungs- und anpassungsfähig. In Zusammenarbeit mit dem Kanton Zug wurden gezielte Unterstützungsangebote für geflüchtete Personen aus der Ukraine entwickelt.

2023-2024: Neuer Fokus und Weiterentwicklung
Ende Oktober übernahm Anita Schillinger die Geschäftsführung von GGZ@Work. Gleichzeitig wurde der neue Fachbereich «Arbeit & Förderung» geschaffen, um Arbeitsbereiche und Arbeitsagogik zu bündeln und den Fokus auf eine noch stärkere Arbeitsintegration zu legen.
Die Teilintegration des GGZ@Work-Standorts Baar (ehemals GGZ Recycling-Service) ins Zuger Göbli erfolgte Ende 2023. Zudem wurden neue Angebote für die zuweisenden Stellen entwickelt und die Leistungsvereinbarungen mit den Gemeinden sowie dem Kanton Zug erneuert.
Nach 25 Jahren stellte GGZ@Work den Betrieb der «MS Yellow» ein. Die letzte Fahrt des «Gelben Schiffs» auf dem Zugersee war ein bewegender Moment. Ein neuer Betreiber wurde gefunden, der das Gastschiff nun auf dem Bielersee einsetzt.
